Allgemeine Nachrichten
Obwohl die vergangene Woche wegen Thanksgiving in den USA handelstechnisch eine kurze Woche war, konnten wir am Mittwoch und Freitag in New York neue Rekordpreise sehen. Zum ersten Mal seit 1977 wurden wieder Preise über 335 c/lb gesehen. Allein am Mittwoch gab es einen Preisanstieg von über 14 c/lb (+4,6%). Auch der Freitag startete furios. Doch woher kommt diese bullishe Urkraft? Erstaunlich ist, dass es keine wirklich neuen fundamentalen Erkenntnisse gibt. Ja, die „Bohnenzähler" sind weiterhin in Brasilien unterwegs und werden sicherlich wieder neue Berichte über die neuesten Ernteerwartungen 25/26 in den Äther blasen. Und ja, es würde wirklich alle überraschen, wenn die Ernte 25/26 eine Bumper Crop werden sollte; die bisherigen Prognosen sind eher verhalten. Und nochmals ja, die Ernte in Vietnam und auch in Mittelamerika verzögert sich um einen Monat. Auch die Probleme im Roten Meer und die damit verbundenen globalen logistischen Verzögerungen sind Nachrichten, die die Börse schon vor Monaten eingepreist hat. Auch die Unsicherheiten rund um das Inkrafttreten der EUDR am 30.12.2024 sind nicht neu. Warum schießt der Markt dann in solche Höhen? Wollen sich ein paar Hedgefondsmanager und Algo-Trader noch einmal ihren Jahresbonus vergolden lassen oder gibt es in einer solchen Marktsituation einfach viel zu wenig Verkäufer und die Preise steigen quasi „von alleine"? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen und wir alle müssen lernen, mit der zu erwartenden Volatilität der nächsten Wochen umzugehen. Das chinesische Sprichwort: „Mögest du in interessanten Zeiten leben" kann wohl eher als Fluch bezeichnet werden.
Die Arabica-Preise in New York gaben im Laufe des Freitags wieder nach und schlossen bei 318,05 c/lb. Dennoch ist der Kaffeepreis in dieser Woche um 5,3% gestiegen. Die Handelsspanne der Woche liegt bei erstaunlichen 44,40 c/lb - das ist wirklich viel!
Auch die Robusta-Welt in London ist extrem bullish und hat mit einer wöchentlichen Handelsspanne von über 1.000 USD/MT gezeigt, wie viel Kraft in solchen Bewegungen steckt. Die Woche brachte ein neues Allzeithoch von 5,730 USD/MT und schloss mit leichten Verlusten bei 5,409 USD/MT. Aber kann man wirklich von Verlusten sprechen, wenn allein in einer Woche ein Preisanstieg von 8,5% zu verzeichnen war? Wohl kaum.
Die folgende Tabelle enthält alle kaffeerelevanten Daten. Sie wird wöchentlich aktualisiert.
Brasilien
Die klimatischen Bedingungen in den brasilianischen Kaffeeanbaugebieten sind nach wie vor als gut zu bezeichnen, da die Niederschläge eine gesunde Blüte begünstigen und die Produzenten recht zuversichtlich auf die Ernte 2025/26 blicken lassen. Dennoch bleibt eine gewisse Besorgnis über das Ausmaß der durch die vorangegangenen trockenen und warmen Monate verursachten Schäden.
Derzeit sagen die Prognosen für Minas Gerais mäßige Niederschläge in Verbindung mit Temperaturen von bis zu 30°C für die gesamte Woche voraus. In Rio de Janeiro wird ein Anstieg der Temperaturen auf bis zu 35°C erwartet.
Brasilien befindet sich derzeit zwischen den Jahreszeiten. Es wird erwartet, dass die Aktivitäten um März herum mit der Conilon-Ernte (Robusta) beginnen werden.
Nach Angaben des USDA Foreign Agriculture Service wird Brasilien mit einer Prognose von 66,4 Millionen Säcken für das Marktjahr 2024/25 weiterhin weltweit führend in der Kaffeeproduktion sein - ein Anstieg von 0,2 % im Vergleich zur vorherigen Saison.
Der Kaffeefluss hat sich verlangsamt, da die Produzenten die Marktentwicklung analysieren und die ohnehin schon hohen Preise wenig Dringlichkeit zum Verkauf signalisieren. Aufgrund der Volatilität und des hohen Niveaus des New Yorker Arabica-Marktes bleiben sowohl der FOB- als auch der Inlandsmarkt verhalten. Gleichzeitig zahlen die Exporteure hohe Preise, da sie ihre Verkaufskontrakte erfüllen müssen.
Trotz der Rekord-Exportzahlen bleibt die Logistik im Hafen von Santos eine Herausforderung, da es immer wieder zu Problemen wie Containerknappheit und Verzögerungen bei der Verschiffung kommt.
Kolumbien
In den Regionen Huila, Valle del Cauca, Antioquia und Caldas hat es mäßig geregnet, und es wird erwartet, dass die Regenfälle die ganze Woche über anhalten werden. Diese Regenfälle sind für die Entwicklung der kommenden Mitaca-Ernte von Vorteil.
Die Ernteaktivitäten in den südlichen Regionen sind derzeit in vollem Gange, und die Haupternte (Main Crops) schreitet stetig voran. Es wird erwartet, dass sich Menge und Verfügbarkeit in den kommenden Wochen verbessern werden. Nach Angaben des USDA Foreign Agricultural Service wird die Kaffeeproduktion für das Marktjahr 2024/25 nun auf 12,9 Millionen Säcke geschätzt, was einem Anstieg von 1,1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die Exporteure berichten von einer starken Nachfrage nach prompten Lieferungen, wobei die FOB-Differenzen stabil bleiben.
Was die Logistik betrifft, so gibt es keine nennenswerten Neuigkeiten aus den Häfen von Buenaventura und Cartagena.
Peru
World Coffee Research arbeitet mit acht peruanischen Organisationen zusammen, um 10 neue Saatgutarten mit leistungsstarken Kaffeesorten in Amazonas, Cajamarca und San Martín zu erzeugen. Diese Sorten sind ertragreich, resistent gegen Blattrost und bieten eine gute Tassenqualität. Ziel ist es, die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von hochwertigem Pflanzmaterial für die Bauern des Landes zu verbessern. Das Projekt würde auch einen erheblichen jährlichen Zufluss von hochleistungsfähigem Saatgut ermöglichen, das genug Material für die Erneuerung von bis zu 1.000 Hektar Land pro Jahr bietet.
Witterungsbedingt nehmen die Niederschläge in den nördlichen Regionen Cajamarca, Amazonas und San Martin weiter ab. In den südlichen Gebieten von Puno und Ayacucho wird im Laufe der Woche ebenfalls mäßiger Regen erwartet.
Da die Ernte fast 2 Monate früher als üblich endete, ist Peru ausverkauft.
Der Kaffeefluss verlangsamt sich allmählich, und die Preise auf dem lokalen Markt steigen weiter, da die Exporteure versuchen, sich das wenige Parchment zu sichern, das noch übrig ist. Leider hören wir von immer mehr Lieferausfällen.
In verschiedenen Regionen des Landes wurden Straßenblockaden von informellen Bergbaugruppen gemeldet, die die Verlängerung der Registrierung zur Formalisierung des Bergbaus (Reinfo) fordern. Die Proteste haben zu Verkehrsbehinderungen in Arequipa, Ica, La Libertad und Cusco geführt, wobei mindestens zehn Straßen blockiert wurden, was den Transport stark beeinträchtigt. Dies führt auch zu Verzögerungen bei der Beförderung von Kaffee zu den Mühlen und zum Hafen von Callao.
Produktionsstatistik in Südamerika