
Allgemeine Nachrichten
Die geopolitische Lage bleibt weitgehend unverändert, doch gibt es kleine Fortschritte: Der Waffenstillstand im Gazastreifen hält weiterhin an, was für eine gewisse Beruhigung im Nahostkonflikt sorgt. Mehr als 20 israelische Geiseln wurden bisher freigelassen, während fast 600 palästinensische Häftlinge aus der Haft entlassen wurden. Diese Entspannung wirkt sich positiv auf den Suezkanal aus, wo erste Schiffe die Route wieder aufnehmen. Sollte die Passage dauerhaft sicher sein, könnte sich die Transitzeit für Rohstoffe – darunter auch Kaffee – nach Europa um bis zu zehn Tage verkürzen. Dies würde die Frachtkosten senken und die Verfügbarkeit von Kaffee aus Äthiopien, Kenia, Tansania, Uganda, Ruanda, Indien, Vietnam, Indonesien und Papua-Neuguinea verbessern. Aktuell befinden sich schätzungsweise sieben bis neun Millionen Sack zwischen Verlade- und Ankunftshäfen. Eine beschleunigte Lieferung könnte die derzeit angespannte Versorgungslage zumindest teilweise entschärfen.
Die Märkte für Arabica in New York und Canephora (Robusta) in London haben in der vergangenen Woche erneut historische Höchstwerte erreicht. Der Arabica-Preis stieg in 18 aufeinanderfolgenden Handelssitzungen und markierte am Freitag mit 413,95 c/lb ein 52-Jahres-Hoch. Damit bewegt sich der Markt in bislang unerforschten Höhen, vergleichbar mit den Herausforderungen des Bergsteigens in der dünnen Luft der Stratosphäre. Das Fehlen von Verkäufern sorgt dafür, dass bereits wenige Käufer ausreichen, um den Markt weiter nach oben zu treiben.
Mehrere Faktoren treiben die extreme Preisentwicklung voran: Große Industrie-Röster, die nach langem Zögern nun gezwungen sind, ihre Kontrakte auf dem aktuellen Niveau zu fixieren, das Umschichten von Hedges vom März-25- (KCH25) in den Mai-25-Kontrakt (KCK25) sowie der Rückkauf von Short-Positionen aufgrund mangelnder Liquidität. Hinzu kommt ein erheblicher Einfluss spekulativer Akteure, darunter Hedgefonds und KI-gestützte Handelsalgorithmen, die für starke Volatilität sorgen.
Zum Wochenschluss legte der New Yorker Markt um sieben Prozent zu und beendete die Woche bei 404,35 c/lb. London blieb nahezu unverändert bei 5.561 USD/MT.
Die aktuelle Marktsituation erinnert an die legendäre Everest-Besteigung von Reinhold Messner und Peter Habeler am 8. Mai 1978 ohne künstlichen Sauerstoff – ein Meilenstein, den viele Experten für unmöglich hielten. Auch die Kaffeepreise befinden sich aktuell in einer Art "Todeszone". Die globale Wirtschaft kann diese Hochpreissituation nicht unbegrenzt tragen – eine Anpassung der Nachfrage scheint unausweichlich.
Die folgende Tabelle enthält die wesentlichen Informationen zur vergangenen Handelswoche:
Die abrupte Schließung von USAID (Amerikas Entwicklungshilfeagentur) hat die Entwicklungsländer erschüttert, insbesondere die ländlichen Gemeinden, die auf die Programme von USAID in den Bereichen Handel, Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit und Gesundheitsversorgung angewiesen sind. Die Auflösung der Agentur hat schwerwiegende Auswirkungen auf den Kaffeesektor, der über drei Jahrzehnte hinweg Millionen zur Unterstützung der Erzeuger investiert hat. Das Einfrieren der Auslandshilfe durch die Trump-Administration führte zu einem sofortigen Stopp aller aktiven Projekte und ließ die Organisationen und Tausende von Begünstigten im Ungewissen. Die Belegschaft von USAID wurde von über 13.000 auf weniger als 300 Mitarbeiter reduziert, was die Instabilität in der globalen Entwicklungslandschaft weiter verschärft. Die Schließung hinterlässt kritische Lücken in der Infrastruktur und der Unterstützung, was langfristige Auswirkungen auf die betroffenen Branchen und Gemeinschaften hat.
Nachrichten aus den Ursprungsländern
Brasilien
Brasilien hat begonnen, mehr Kaffee anzupflanzen – wenig überraschend angesichts der hohen Preise. Und sie sind nicht die Einzigen: Selbst unser Büro in Hamburg hat die immergrünen Pflanzen durch Kaffeebäume ersetzt. Doch das wirklich Erstaunliche ist, dass die traditionell auf Arabica spezialisierten Produzenten in Minas Gerais nun Conilon-Kaffee anbauen, während in der Conilon-dominierten Region Espírito Santo Arabica-Bäume gepflanzt werden. Offenbar ist das Gras auf der anderen Seite immer grüner.
Brasilien befindet sich derzeit in der Sommerzeit, die in diesem Jahr von gelegentlichen Regenfällen geprägt ist. In den östlichen Kaffeeanbaugebieten wie Sul de Minas, Cerrado Mineiro, Espírito Santo und Rio de Janeiro herrschen warme, aber bewölkte Bedingungen mit vereinzelten Gewittern. In den westlichen Robusta-Anbaugebieten wird nahezu täglich leichter Regen erwartet. Insgesamt sind die Bedingungen für die bevorstehende Ernte weiterhin günstig.
Der lokale Kaffeemarkt bleibt angespannt, was die Preise weiter nach oben treibt. In den letzten Wochen haben Produzenten ihre Ware zurückgehalten, was das Angebot weiter verknappt und die Preise unter Druck setzt. Laut der brasilianischen Behörde für Agrarversorgung (CONAB) wird die Produktion 2024/2025 voraussichtlich um 1,6 % niedriger ausfallen als im Erntejahr 2023/2024, was insgesamt 54,2 Millionen Sack entspricht. Hauptgründe sind wetterbedingte Einflüsse wie Frost, Dürre und hohe Temperaturen.
Keine Neuigkeiten aus dem Hafen von Santos.
Kolumbien
Laut der Nationalen Kaffeevereinigung Kolumbiens (FNC) stieg die Kaffeeproduktion im Januar um 41,4 % auf 1.356.000 Säcke, während die kumulierte Produktion für die ersten vier Monate des laufenden Erntejahres mit 6.254.000 Säcken um 35,42 % über dem Vorjahreswert liegt. Gleichzeitig wurden im Januar mehr als 1,1 Millionen Säcke exportiert, mit einem kumulierten Exportvolumen von 4.669.000 Säcken – ein Plus von 16,52 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Diese Entwicklung reflektiert eine starke Marktdynamik, begünstigt durch günstige Wetterbedingungen und eine optimierte Produktion.
Klimatisch war es in den Kaffeeanbaugebieten zuletzt überwiegend trocken, doch nun sind Regenfälle eingetroffen. Von Antioquia über Caldas, Valle del Cauca, Quindío, Cauca bis nach Huila wird die gesamte Woche über Regen erwartet.
Die Haupternte ist in einigen Regionen wie Antioquia, Santander, Caldas, Risaralda, Quindío, Valle del Cauca und Huila weitgehend abgeschlossen. Die Zwischenernte („Fly Crop") steht bevor und wird etwa im April/Mai beginnen.
Die lokalen Preise sind derzeit stabil, und der Kaffee fließt ungehindert in den Binnenmarkt.
Keine neuen Meldungen aus den Häfen Buenaventura (Pazifik) und Cartagena (Karibik).
Peru
Der peruanische Kaffeemarkt bleibt derzeit ruhig. In einigen Regionen wurde im Dezember die Blütezeit verzeichnet, was einen ersten Hinweis auf die Ernte 2025 gibt, die im April beginnen soll.
Das Wetter bleibt landesweit regnerisch – von Amazonas und Cajamarca bis hin zu Junín und Puno.
Die peruanischen Häfen sind derzeit durch hohe Frachtnachfrage überlastet, was zu Verzögerungen bei der Ankunft und Abfahrt von Containern führt.
Produktionsstatistik in Südamerika