Allgemeine Nachrichten
Die letzten Monate waren geprägt von fast surrealen Nachrichten. Meldungen über die neuesten technologischen Errungenschaften wie Elon Musks Tesla-Robotaxi stehen neben explodierenden Pagern und Walkie-Talkies im Libanon. Die Berichte über die Kämpfe in der Ukraine, im Gaza-Streifen und im Libanon erschüttern uns immer wieder und stellen unsere menschliche Kompromissfähigkeit in Frage. Vor fünf Jahren gingen in Deutschland fast 1.500.000 Menschen auf die Straße, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. Heute, nach den Katastrophen im Ahrtal, den Überschwemmungen an Oder und Donau in Polen, Tschechien und Ungarn, den großen Waldbränden in Griechenland und Canada und den Hurrikans in den USA, sind es nur noch 75.000.
Die Welt sortiert sich neu. Wer wird die neue Weltmacht? Die USA werden von China massiv herausgefordert. Auch Indien und andere Schwellenländer wollen ihren Platz an der Sonne. Europa erstarrt in Bürokratie, Ideenlosigkeit und wirkt alt, klapprig und ohne Kampfgeist. Der Wandel vom industriellen zum digitalen Zeitalter hat längst begonnen, die wertvollsten Unternehmen sind nicht mehr die klassischen Industriebetriebe, sondern Software-Schmieden und IT-Profis. Die Produktivität als Gradmesser für Innovation und Leistungsfähigkeit ist in den klassischen Industriebranchen in den letzten Jahrzehnten immer weiter gesunken. Die Antwort der Ökonomen auf die sinkende Produktivität der G7-Nationen scheint immer die gleiche zu sein: Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, diskutiert bereits mit seinem Stab, ob weitere Zinssenkungen folgen werden. Auch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, erweckt den Eindruck, dass in zwei Wochen weitere Zinssenkungen anstehen könnten. Billiges Geld hat aber auch in der Vergangenheit erwiesenermaßen nicht wirklich zu Produktivitätssteigerungen geführt, sondern primär zu mehr Konsum. Und erfolgreich sind vor allem die Nationen, deren Produktivität höher ist als der Konsum, so dass uns die heutigen wirtschaftspolitischen Entscheidungen langfristig eher schwächen als stärken. Diese ohnehin schlechte Situation kann durch willkürliche Lähmungen noch verschlimmert werden. Aber gerade hier scheint die Europäische Union ein besonderes Händchen zu haben. Unwirksame Bürokratiebomben wie die EUDR überfordern nicht nur den Gesetzgeber selbst, sondern vor allem die steuerzahlenden Unternehmen und brüskieren souveräne außereuropäische Nationen.
Dies hat nun endlich - nach erheblichem Druck aus den USA und China - auch die EU-Kommission erkannt und dem Parlament und den Mitgliedsstaaten einen Vorschlag unterbreitet, das Inkrafttreten der EUDR um 12 Monate zu verschieben. Da die Wirksamkeit dieses Gesetzes keineswegs erwiesen ist und dementsprechend angezweifelt werden darf, wäre es verwunderlich, wenn die komplette Streichung des Gesetzes nicht die bessere Alternative wäre. Anti-Deforestation ist im besten Fall die Beibehaltung des Status Quo. Aufforstung hingegen könnte die Situation langfristig sogar verbessern. Sie könnte aber mit bereits bestehenden (und funktionierenden) Projektkonzepten gefördert und durch entsprechende Steuererleichterungen flankiert werden. Anreiz statt Strafe rückt das Thema Nachhaltigkeit wieder ins richtige Licht.
Diese EUDR-Botschaft hat - zusammen mit etwas Regen in Brasilien ;-) - unter anderem dafür gesorgt, dass der Arabica-Kaffeemarkt (KCZ24) in der vergangenen Woche um satte 4,4% gefallen ist und am Freitag bei 257,35 c/lb schloss. Auch Robusta (RMX24) konnte sich diesem Trend nicht ganz entziehen und schloss ganze 7.6% tiefer bei 5.067 USD/MT.
Weitere Preisinformationen sind den beigefügten wöchentlichen Tabellen zu entnehmen.
Herkunft Nachrichten
Brasilien
Kaffeetechnisch ist das Wetter weiterhin das Hauptthema in Brasilien. Das Land erlebt derzeit die schlimmste Dürre seit den 1950er Jahren, und der Pegel des Amazonas ist auf einen Rekordtiefstand gesunken. Nach Angaben von Cemaden, dem brasilianischen Zentrum zur Überwachung von Naturkatastrophen, sind fast 60 % des Landes von der Dürre betroffen, darunter auch die Kaffeeanbaugebiete.
Nach einer fünfmonatigen Dürre sind endlich leichte Regenfälle eingetroffen und haben die Kaffeeanbaugebiete erreicht. Die Niederschläge haben ausgereicht, um eine gewisse Blüte an den Bäumen zu stimulieren, aber es bestehen weiterhin Bedenken, da konstante Niederschläge in den kommenden Wochen für die optimale Entwicklung der Kirschen entscheidend sein werden. Die Wettervorhersagen deuten darauf hin, dass es diese Woche weiter regnen wird. Im Moment können wir nur hoffen, dass der Regen genug Feuchtigkeit bringt, um den Boden wieder aufzufüllen, eine ausreichende Blüte auszulösen und die Auswirkungen der Dürre auf die kommende Ernte 2025/2026 zu mildern.
Die Marktpreise in Brasilien reagieren empfindlich auf das Wetter. Die lokalen Preise bleiben fest, wobei die Preise für Conilon (auch als Robusta bekannt) in einigen Fällen die Preise für Arabica überstiegen haben. Die Produzenten sind gut kapitalisiert und haben es nicht eilig, zu verkaufen. Im Gegensatz dazu sind die Händler sehr aktiv und beobachten die Marktbewegungen und Währungsschwankungen genau.
Der Hafenbetrieb in Santos ist aufgrund von Containerknappheit und Verspätungen nach wie vor problematisch.
Kolumbien
Ähnlich wie Brasilien leidet auch Kolumbien unter dem Ausbleiben von Regen. In Bogotá hat die Regierung erneut ein tägliches Wasserrationierungs-System eingeführt, um die Wasserreserven zu schonen. Die warmen und trockenen Bedingungen haben auch zu Bränden in Tolima, Huila, Cauca, Nariño und anderen Provinzen geführt.
Bei Kaffee nimmt die Haupternte in Gebieten wie Huila, Valle del Cauca, Quindío, Risaralda und Antioquia an Fahrt auf. Im Laufe des Oktobers dürfte die Verfügbarkeit von Parchment zunehmen. In Cauca, Nariño und Tolima steht die Mitaca-Ernte kurz bevor. Die Aussichten für beide Ernten sind vielversprechend. Nach Angaben der Federación Nacional de Cafeteros (FNC) wird das Jahr voraussichtlich mit 13 Millionen Säcken enden.
Was die Logistik betrifft, so wurden die Streiks der Lkw-Fahrer („paro camionero") nach einer Einigung mit der Regierung beendet. Aus den Häfen von Buenaventura und Cartagena gibt es keine wesentlichen Neuigkeiten.
Peru
Der ehemalige peruanische Präsident Alberto Fujimori ist kürzlich im Alter von 86 Jahren verstorben. Er regierte Peru von 1990 bis 2000, bevor er aufgrund von Korruptionsvorwürfen seines Amtes enthoben wurde. Fujimori wurde wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption verurteilt und verbrachte über 15 Jahre im Gefängnis. Er wurde 2023 aus der Haft entlassen und starb Anfang September nach einem langen Kampf gegen den Krebs.
Was das Wetter anbelangt, so ist Peru ebenfalls von der schweren Dürre betroffen. Kürzlich rief die peruanische Präsidentin Dina Boluarte aufgrund der ersten verheerenden Brände in den nördlichen Gebieten Amazonas, San Martin und Ucayali den Ausnahmezustand aus. Die Brände werden größtenteils auf den fehlenden Regen und das Abbrennen von trockenem Grasland zur Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen zurückgeführt.
In den letzten sechs Monaten herrschten in Peru hohe Temperaturen und ein Mangel an Regen, was nicht nur zu den Bränden, sondern auch zu Wasserknappheit geführt hat. In den Kaffeeanbaugebieten sind die Auswirkungen ähnlich gravierend, da die Pflanzen durch den Wasserstress in ihrer Gesundheit beeinträchtigt sind. Für Regionen wie San Martin und Cajamarca wird endlich Regen vorhergesagt. Im Süden, in Cusco und Puno, wird es voraussichtlich trocken bleiben, aber deutlich kühler als in den nördlichen Gebieten.
Die Ernte nähert sich ihrer letzten Phase. Die meisten Aktivitäten finden in den Trockenmühlen statt, wo die Kaffees noch geschält, gesiebt, sortiert, probiert und für den Export vorbereitet werden.
Aus den Häfen von Callao und Paita gibt es keine nennenswerten Neuigkeiten.
Produktionsstatistik in Südamerika